Blitze bei St.Erhard-Knuttwil am 1. September 2024

Heute ist es endlich soweit: Nach Wochen der Ruhe in der Schweizer Wetterküche scheint sich endlich wieder etwas zusammenzubrauen. Meine Vorfreude auf ein ordentliches Gewitter ist riesig, und die ersten Anzeichen deuten auf ein vielversprechendes Spektakel hin. Schon während der Zugfahrt nach Zürich beobachte ich erste Altocumulus- und Quellwolken am Himmel. Die Atmosphäre ist geladen, und die Spannung steigt.

Die Vorbereitung – Entscheidung für Luzern oder Sempach?

Bereits am Abend zuvor beschäftigte mich die Frage, wohin ich am besten fahren sollte. Die Wettermodelle zeigten unterschiedliche Szenarien, und es war schwer, eine klare Entscheidung zu treffen. Sempach oder Luzern? Beide Orte schienen vielversprechend, doch letztlich fiel meine Wahl auf Luzern. Die strategische Lage und die Möglichkeiten, dort schnell auf Wetteränderungen zu reagieren, gaben den Ausschlag. Dennoch blieb die Unsicherheit gross – und die Flexibilität, die ich an diesem Tag benötigen würde, stand in Frage.

Erste Einschätzung in Zürich

In Zürich angekommen, werfe ich einen ersten Blick auf die aktuellen Wetterdaten. Gewitter sind bereits im Jura, Tessin und Südschwarzwald aktiv, was vielversprechend aussieht. Nach einem kurzen Lagecheck entscheide ich mich, weiter Richtung Sempach-Station zu fahren. Doch die Wetterlage ist noch unsicher, und das Nowcasting wird heute entscheidend sein, um die besten Gewitterzellen zu erwischen.

So schaue ich aus dem Zugfenster und entdecke erste Quellungen am Himmel. Auch der wunderschöne Cumulonimbus des Gewitters im Norden kann ich beobachten.

Auf dem Weg nach Sursee

Während der Zugfahrt nach Olten bleibt mein Blick ständig am Himmel und auf dem Radar. In der Region Luthern/Zell entwickeln sich erste kräftige Gewitterzellen, die nach Süd-Südost ziehen. Ich muss schnell handeln und entscheide mich, nach Sursee zu fahren, um dort meine Chancen abzuwarten. In Olten angekommen bin ich mir doch nicht mehr sicher, wohin ich jetzt fahren soll. Die Zugbahnen und Neuentwicklungen der Zellen sind nicht absehbar. Ich warte also noch ein wenig ab und prüfe die Lage erneut.

Soeben sehe ich, dass sich die Gewitter ausweiten in der Region Willisau. Ich entscheide mich also doch weiter in Richtung Sursee zu fahren, mit der Möglichkeit jederzeit vorher aussteigen zu können. Auf dem Weg dorthin erblicke ich die bereits aktive Gewitterzelle. Die Distanz ist perfekt, sodass ich die ganze Zelle dokumentieren kann.

Erste Blitze in Sicht

In St. Erhard-Knuttwil angekommen, positioniere ich mich strategisch. Zuerst ist es noch ruhig und ich blicke auf die entfernen Gewitterzellen im Norden sowie im Südwesten von mir. Bereits ein paar Miunten später entwickelt sich im Westen eine neue Gewitterzelle.

Die ersten Donnerschläge sind zu hören, und die Spannung steigt. Die Gewitterzellen bauen in meine Richtung an, und ich bin bereit, meine Kamera in Aktion zu bringen. Leider ist es für Blitzfotos noch zu hell, aber die Atmosphäre wird zunehmend elektrisierend.

Es bildet sich nun eine Linie und es kommen endlich fotogene Strukturen zum Vorschein. Durch den gleichzeitigen Sonnenuntergang wirkt die Atmosphäre sehr mystisch.

Mein Weitwinkel-Objektiv reicht nicht mehr aus, um alles einzufangen. Also mache ich noch ein Panorama-Bild, bevor die Gewitter noch näher kommen.

Technische Probleme und verpasste Chancen

Als die Zelle näher rückt, filme ich die Blitze und fotografiere gleichzeitig. Die Distanz ist perfekt, und ich kann das Spektakel im Trockenen beobachten. Die Blitze könnten nach meinem Geschmack viel näher sein. Dennoch ist die Atmosphäre faszinierend, und ich genieße jeden Moment.

Auf der Weiterfahrt nach Luzern hat der Zug Verspätung wegen eines Stromausfalls in Emmenbrücke. Während ich in Luzern mein Handy auflade, verpasse ich einen fetten Blitz über dem Hotel Schweizerhof, weil ich gerade die Kameraeinstellungen anpasse. Dann, als ich weiterfilme, schlägt ein gewaltiger Blitz direkt rechts von mir in den See ein – leider knapp ausserhalb des Bildes.

Der Blitz hab ich weder auf Kamera noch auf Video, weil ich mich zu spät nach rechts drehe. Wenigstens ist der Kracher vom Einschlag auf dem Video zu hören:

Der Donner nachdem der Blitz rechts von mir in den See einschlug.

Ein weiterer verpasster Moment, aber das gehört beim Stormchasing dazu. Immerhin, ein Blitz konnte meine Kamera jetzt doch noch einfangen.

Rückfahrt und Fazit

Mein Abenteuer endet schliesslich im Zug nach Hause. Während der Rückfahrt ziehe ich Bilanz: Über 12.000 Blitze gab es heute in der Schweiz, und ich war mittendrin. Auch wenn nicht alles perfekt lief, bleibt das Gefühl, das richtige Gespür gehabt zu haben. Die Jagd nach den besten Blitzfotos geht weiter, und ich freue mich schon auf das nächste Unwetter – vielleicht habe ich dann das Glück, den perfekten Moment einzufangen.

Das folgende Video fasst den Tag zusammen: