Wenn man Polarlichter – korrekt „Aurora Borealis“ – sehen möchte, fährt man grundsätzlich in den hohen Norden zum Beispiel nach Norwegen oder Finnland. Das letzte Wochenende vom 10. bis zum 12. Mai 2024 konnte man jedoch die Nordlichter auch weit im Süden Europas bestaunen. Zum Teil waren diese sogar mit blossem Auge und bis nach Spanien sowie Sizilien runter sichtbar.
Doch warum sah man diese bis nach Südeuropa?
Gewöhnlich ist das natürlich nicht, da Nordlichter stets nur in nördlichen und südlichen Breitengraden (Nordpol/Südpol) zu sehen sind. Da ist es an der Tagesordnung solche Erscheinungen zu sehen, weil unser Magnetfeld – welches die Erde umgibt – an den beiden Polen am dünnsten ist. Die Teilchen welche vom Sonnensturm auf die Erde treffen, kommen dann an diesen beiden Polen zusammen und sorgen für das Farbspektakel.
Die Sonne verändert sein eigenes Magnetfeld alle 11 Jahre, der sogenannte Sonnenzyklus. Im Jahr 2025 erreicht dieser sein Maximum. Dadurch entstehen viel mehr und grössere Sonneneruptionen/Ausbrüche, die wir als Sonnenstürme / Flares kennen. Der letzte grosse Sonnensturm erreichte eine Klasse G5, die höchste aller Klassifizierungen und eine X5.7 auf der Röntgenskala. Details dazu und zu den Vorhersagen findest Du auf www.spaceweatherlive.com
Durch den grossen Sonnensturm werden viele geladene Teilchen (Atome) von der Sonne zur Erde geschickt. Treffen diese dann mit enormer Geschwindigkeit und Intensität in einem bestimmten Winkel auf die Erde, so entstehen diese wunderbaren Polarlichter. Dass man die bis weit in mittleren Breitengraden sehen kann, sind Stürme von sehr grosser Intensität nötig.
Wie entstehen Polarlichter und wie kommen die verschiedenen Farben zu stande?
Polarlichter, auch als Aurora Borealis oder Aurora Australis bekannt, entstehen durch geladene Teilchen von der Sonne, die auf die Erde treffen und mit ihrer Atmosphäre interagieren. Diese Teilchen werden bei koronalen Massenauswürfen von der Sonne ausgestossen und treffen etwa einen Tag später auf das Magnetfeld der Erde. Das Magnetfeld lenkt die Teilchen ab und schützt die Erdoberfläche vor direkter Einwirkung. Doch in der Magnetosphäre geraten sie in Unruhe und werden zur Atmosphäre hin abgelenkt.
Dort stossen die geladenen Teilchen mit den Bestandteilen der Atmosphäre, hauptsächlich Stickstoff- und Sauerstoffatomen, zusammen. Diese Zusammenstösse regen die Atome an, und wenn sie in ihren Grundzustand zurückkehren, senden sie Licht aus. Dieses Licht erzeugt die faszinierenden Farben der Polarlichter.
Die Farben der Aurora werden durch spezifische Übergänge der angeregten Atome bestimmt. Typischerweise dominieren dabei rote und grüne Farben, obwohl es auch andere Farben gibt. Die genauen Wellenlängen des ausgesendeten Lichts können mit Hilfe von Spektrallinien bestimmt werden. Im Falle der Aurora gehören diese Linien zu Übergängen, die durch Quadrupolübergänge der Phosphoreszenz entstehen.
Die Aurora entsteht als Nachleuchten der angeregten Atome in der Erdatmosphäre, ausgelöst durch hochenergetische Elektronen, die in die Atmosphäre eindringen. Diese Elektronen werden durch magnetische Induktion im Zusammenhang mit den Schwankungen des Erdmagnetfeldes von der Sonne beeinflusst.
Es gibt auch einen weiteren Prozess, bei dem angeregte Atome ihre Energie durch Stossabregung an benachbarte Atome verlieren können. Dieser Prozess ist druckabhängig und führt zu einer Schichtung der Farben der Polarlichter je nach Lebensdauer der angeregten Zustände. So erscheint beispielsweise grünes Licht in niedrigeren Höhen mit kurzer Lebensdauer, während rotes Licht in höheren Höhen mit längerer Lebensdauer zu beobachten ist.
Solch ein geniales Ereignis wird wohl so schnell nicht wieder vorkommen. Ich habe es in vollen Zügen genossen und widme mich nun wieder den Gewittern.
Das Video zum Polarlicht von Freitag auf Samstag Nacht:
Das Video zum Polarlicht von Samstag auf Sonntag Nacht: