Eisige Kälte in den Bergen

Wetterkunde: Kältewellen – Entstehung, Auswirkungen und Rekorde

Kältewellen sind eines der beeindruckendsten Winterphänomene: Plötzlich sackt die Temperatur weit unter den Durchschnitt, und die Welt scheint in einem Eismantel eingefroren zu sein. Doch wie entstehen Kältewellen, und warum sind sie manchmal so extrem? In diesem Artikel erfährst Du alles über die Mechanik hinter den eisigen Temperaturen, die stärksten Kältewellen der Geschichte und wie man sich darauf vorbereiten kann.

Wie entstehen Kältewellen?

Kältewellen entstehen, wenn sehr kalte Luftmassen über einen längeren Zeitraum in eine Region eindringen. Dabei spielen zwei Faktoren eine Schlüsselrolle:

  1. Polarwirbel und Jetstreams:
    Der Polarwirbel ist eine riesige Zone kalter Luft, die normalerweise über den Polen kreist. Wenn dieser Wirbel instabil wird, kann er kalte Luftmassen in Richtung gemässigter Breiten „freigeben“. Gleichzeitig beeinflussen die Jetstreams (schnelle Luftströmungen in der Atmosphäre), wie sich diese Luftmassen bewegen. Eine starke Wellenbewegung im Jetstream kann kalte Polarluft direkt bis nach Europa oder Nordamerika bringen.
  2. Hoch- und Tiefdruckgebiete:
    Kältewellen werden oft durch stationäre Hochdruckgebiete verstärkt, die kalte Luft am Boden „einfangen“ und festhalten. Dadurch bleibt die Kälte über Tage oder sogar Wochen in einer Region.

Typische Merkmale einer Kältewelle

  • Temperaturen weit unter dem Durchschnitt:
    Die Temperaturen können während einer Kältewelle 10 bis 20 Grad oder mehr unter den normalen Winterwerten liegen.
  • Langanhaltende Frostperioden:
    Bodenfrost und gefrorene Gewässer sind typische Begleiter.
  • Gefahren durch extreme Kälte:
    Erfrierungen, Frostschäden an Gebäuden und Infrastruktur sowie Auswirkungen auf Landwirtschaft und Tierwelt.

Bekannte Kältewellen der Geschichte

Kältewellen können ganze Regionen in den Ausnahmezustand versetzen. Hier sind einige der extremsten Ereignisse:

  1. Die Kältewelle in Europa 1956:
    Einer der kältesten Winter des 20. Jahrhunderts! In weiten Teilen Europas sanken die Temperaturen auf bis zu -30 °C, und der Schnee türmte sich meterhoch. Besonders Italien war betroffen – der Po-Fluss fror komplett zu!
  2. Nordamerika 2019:
    Der sogenannte „Polar Vortex“ brachte arktische Temperaturen in die USA und Kanada. In Chicago wurden -30 °C gemessen, und mit Windchill sanken die Werte auf gefühlte -50 °C.
  3. Die Kältewelle in Sibirien 2021:
    In Oimjakon, einer der kältesten Städte der Welt, wurden Temperaturen von -59 °C gemessen. Diese Region hält übrigens auch den Kälterekord für bewohnte Gebiete: -67,8 °C.
  4. Schweiz 1985:
    Die Kältewelle im Januar 1985 brachte Temperaturen von unter -20 °C in viele Regionen der Schweiz. Der Bodensee fror teilweise zu, und die Schneemassen sorgten für Chaos.

Wie beeinflussen Kältewellen das Wetter und die Umwelt?

Kältewellen haben weitreichende Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Natur:

  • Gefrorene Gewässer: Flüsse, Seen und sogar Meere können zufrieren. Dies beeinträchtigt die Schifffahrt und das Ökosystem.
  • Landwirtschaft: Dauerfrost kann Pflanzen zerstören und die Ernte gefährden. Besonders Obstbäume und Wintergetreide sind empfindlich.
  • Strom- und Heizsysteme: In extrem kalten Wintern können Stromausfälle oder Heizprobleme zu ernsten Problemen führen.
  • Tierwelt: Tiere in der freien Wildbahn kämpfen ums Überleben, besonders wenn Gewässer zufrieren und Nahrung knapp wird.

Die Rolle des Klimawandels

Interessanterweise kann der Klimawandel paradoxerweise auch zu stärkeren Kältewellen führen. Warum? Die Erwärmung der Arktis destabilisiert den Polarwirbel und sorgt dafür, dass kalte Luftmassen häufiger in südliche Breiten vordringen können. Dadurch werden extreme Wetterlagen wahrscheinlicher.

Wie bereitet man sich auf eine Kältewelle vor?

  1. Zu Hause:
    • Sorge dafür, dass Deine Heizung optimal funktioniert und dass Du genügend Heizmaterial hast.
    • Isoliere Fenster und Türen, um Wärmeverluste zu minimieren.
    • Halte einen Vorrat an Kerzen, Decken und Lebensmitteln bereit, falls es zu Stromausfällen kommt.
  2. Unterwegs:
    • Zieh Dich in mehreren Schichten an – die berühmte Zwiebeltechnik hält Dich warm.
    • Lass Dein Auto winterfest machen (Frostschutzmittel, Winterreifen, Decken im Auto).
    • Vermeide längere Aufenthalte im Freien, besonders bei starkem Wind.
  3. In der Natur:
    • Achte auf Tiere: Futterstellen und Wasserstellen können ihnen helfen.
    • Vermeide Eisflächen, die nicht offiziell als sicher markiert sind.

Spannende Kältewellen-Fakten

  • Rekordkälte weltweit: Die kälteste jemals gemessene Temperatur auf der Erde betrug -89,2 °C und wurde 1983 in der Antarktis (Wostok-Station) gemessen.
  • Frostschutz in der Natur: Einige Tiere wie Frösche können tatsächlich gefrieren und im Frühling wieder auftauen – sie haben eine Art „Frostschutzmittel“ in ihrem Körper!
  • „Eiswein“: In besonders kalten Wintern wird aus Trauben, die bei Frost geerntet wurden, der berühmte Eiswein hergestellt.

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