Winde spielen eine entscheidende Rolle im globalen Wettergeschehen. Sie transportieren Wärme, Feuchtigkeit und wirken als Motor für zahlreiche Wetterphänomene. In diesem Artikel erfährst Du, wie Winde entstehen, welche verschiedenen Windarten es gibt und wie sie sich auf das Wetter auswirken. Von leichten Brisen bis hin zu zerstörerischen Orkanen – der Wind hat viele Gesichter.
Wie entstehen Winde?
Winde entstehen durch Druckunterschiede in der Atmosphäre. Wenn Sonnenstrahlen die Erdoberfläche ungleichmässig erwärmen, bilden sich Hoch- und Tiefdruckgebiete. Die Luft strömt immer von einem Hochdruckgebiet (hoher Luftdruck) zu einem Tiefdruckgebiet (niedriger Luftdruck). Dieser Ausgleichsprozess erzeugt Luftbewegungen, die wir als Wind wahrnehmen.
Je stärker die Druckunterschiede, desto kräftiger wird der Wind. Dabei spielt auch die Corioliskraft (die Ablenkung der Winde durch die Erdrotation) eine wichtige Rolle. Auf der Nordhalbkugel werden Winde nach rechts abgelenkt, auf der Südhalbkugel nach links. Dadurch entstehen die typischen Windmuster wie Passatwinde und Westwinde.
Grundlegende Windarten
Winde lassen sich in verschiedene Arten einteilen, je nach ihrer Entstehung und Wirkung. Die wichtigsten Kategorien sind:
- Lokale Winde:
Entstehen durch örtliche Temperatur- und Druckunterschiede, z. B. Seewind (tagsüber von der kühlen See ins wärmere Land) und Landwind (nachts von Land zur See). - Regionale Winde:
Diese umfassen bekannte Phänomene wie den Föhn in den Alpen (warmer, trockener Fallwind) oder den Mistral in Südfrankreich (kalter, starker Nordwind). - Globale Winde:
Dazu gehören die Passatwinde, die in den Tropen für beständige Luftströmungen sorgen, sowie die Westwinde, die das Wetter in Europa stark beeinflussen.
Besondere Windphänomene
Einige Winde sind besonders bekannt für ihre extremen Effekte auf das Wetter:
- Föhnwind:
Dieser warme, trockene Fallwind entsteht, wenn feuchte Luft über ein Gebirge aufsteigt, dabei abkühlt und kondensiert. Auf der Leeseite sinkt die Luft wieder ab, erwärmt sich und kann trockene, warme Luftstösse mit sich bringen. - Joran:
Der Joran ist ein typischer Fallwind im Jura-Gebirge, der kalte Luft von den Bergen in die tiefen Täler des Schweizer Juras treibt. Besonders an warmen Sommerabenden tritt der Joran plötzlich auf und verursacht heftige Böen, die für Segler auf dem Neuenburger- und Bielersee gefährlich werden können. - Scirocco:
Ein heisser, trockener Wind aus der Sahara, der oft Staub und Sand nach Europa bringt. Besonders im Mittelmeerraum ist der Scirocco im Sommer oft für extreme Hitzewellen verantwortlich. - Chinook:
Der sogenannte „Schneefresser“ ist ein warmer Wind, der in den Rocky Mountains auftritt. Innerhalb weniger Stunden kann er den Schnee vollständig schmelzen.
Wie misst man Windgeschwindigkeit und -richtung?
Die Windgeschwindigkeit wird mit einem Anemometer gemessen, während die Windrichtung durch eine Windfahne bestimmt wird. Die Geschwindigkeit wird in Kilometern pro Stunde (km/h), Knoten oder in der Einheit Beaufort (eine Skala von 0 bis 12) angegeben. Typische Einteilungen nach der Beaufort-Skala sind:
Windstärke (Beaufort) | Bezeichnung | Geschwindigkeit | Beschreibung |
---|---|---|---|
0 | Windstille | < 1 km/h | Rauch steigt senkrecht auf |
3 | Schwache Brise | 12–19 km/h | Blätter rascheln, Wind ist spürbar |
6 | Starker Wind | 39–49 km/h | Grosse Äste bewegen sich |
9 | Sturm | 75–88 km/h | Äste brechen, kleinere Schäden möglich |
12 | Orkan | > 117 km/h | Bäume entwurzelt, schwere Schäden an Gebäuden |
Extreme Windereignisse
Orkane und Hurrikane
Orkane und Hurrikane zählen zu den stärksten Windereignissen und entstehen meist über warmem Wasser. Sie erreichen Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h und können riesige Zerstörungen verursachen. Ein bekanntes Beispiel ist der Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans schwer traf.
Tornados
Tornados sind extrem konzentrierte Wirbelstürme mit einer sehr schmalen Ausdehnung. Sie können jedoch Windgeschwindigkeiten von über 500 km/h erreichen und alles in ihrem Weg zerstören. Besonders häufig treten sie in den USA in der sogenannten „Tornado Alley“ auf.
Sturmwellen
Durch starke Winde entstehen hohe Wellen, die in Küstenregionen gefährlich werden können. Sturmwellen treten oft bei Hurrikanen und Orkanen auf und führen in Verbindung mit Starkregen zu Überflutungen.
Rekorde und interessante Fakten
Der stärkste jemals gemessene Wind
Am 10. April 1996 wurde in Barrow Island, Australien, eine Windgeschwindigkeit von 407 km/h während des Zyklons Olivia gemessen – der bisher höchste registrierte Wert.
Der längste dokumentierte Sturm
Ein ungewöhnlich langer Sturm wurde 1974 in Europa registriert: Er hielt 11 Tage an und zog von Schottland bis zum Mittelmeer.
Die stärksten Böen bei einem Tornado
Im Mai 1999 traf ein Tornado F5 die Stadt Bridge Creek, Oklahoma, mit Windgeschwindigkeiten von über 484 km/h. Dies bleibt bis heute die höchste jemals dokumentierte Tornadowindgeschwindigkeit.