Eine beeindruckende Superzelle mit riesiger Wallcloud zog am 1. Mai 2024 über die Region Reims in Frankreich.

Infolge einer grösseren Unwetterlage in Frankreich bin ich mit einem sehr guten Freund vom 30. April bis zum 1. Mai im Norden Frankreichs unterwegs. Der erste Tag am 30. April ist jedoch sehr unsicher, und auch die Modelle springen immer wieder hin und her. Also stationieren wir uns zunächst in der Region von Vittel, wo man einen schönen 360-Grad-Rundumblick hat und bei klarem Wetter bis in die Schweiz sehen kann. In den Vogesen versucht sich eine Zelle, doch daraus wird nichts, und ich warte einige Stunden an Ort und Stelle.

Plötzlich entstehen am westlichen Relief Frankreichs zwei parallel ziehende Superzellen, die direkt nach Reims ziehen. Leider fahren wir zu spät los, und wegen des Saharastaubs kann man kaum etwas erkennen. Auch das Satellitenbild zeigt kaum etwas, weil alles durch den Saharasand verdeckt ist. So schaffen wir es leider nicht mehr rechtzeitig, die beiden Superzellen südwestlich von Reims einzuholen.

Es bleibt uns also nur noch die Möglichkeit, eine weitere südlichere Entwicklung abzufangen. Also fahren wir zunächst nach Joinville und weiter in Richtung Saint-Dizier. Die kleine, erst mesoskalige Zelle ist leider auch nur von kurzer Dauer.

Die grossen und heftigen Superzellen, die gemütlich nach Reims ziehen, müssen wir ziehen lassen. Dafür aber entwickelt sich nochmals eine neue Gewitterzelle, die wir dann in Sommesous abfangen. Diese Zelle schiesst ein paar CGs (Abkürzung für Erdblitze, engl. Cloud-to-Ground, CG) heraus und fällt danach in sich zusammen.

Für den 1. Mai 2024 ist dann noch eine reichlich grössere Unwetterlage berechnet, und so entschliessen wir uns, in Troyes ein Hotelzimmer zu nehmen, um in der Region zu bleiben. Am frühen Morgen haben wir jedoch erst ein etwas grösseres Problem: Kein Geld, das Gehalt folgt erst am 2. Mai, und der Tank ist auch leer. Nach gefühlt über drei Stunden können wir dann doch noch eine Lösung organisieren und das Stormchasing fortsetzen. Und irgendwie müssen wir auch den Rückweg nach Hause antreten können.

Gegen den frühen Nachmittag stationieren wir uns zwischen Troyes und Auxerre, um die Entwicklungen im Süden abzuwarten. Da stösst kurzzeitig noch Bastian Werner zu uns, ehe er weiterzieht. Die Gegend da oben ist einfach wunderschön, also mache ich noch ein paar Landschaftsbilder. Bald geht es aber los, und wir treffen noch die Unwetterfreaks. So warten wir gemeinsam auf die frisch gebildete Gewitterzelle südlich von uns, die sich zu einer Superzelle entwickelt.

Rund eine Stunde später können wir bereits die riesige Wallcloud der Superzelle beobachten, während aus dem RFD (Rear-Flanked-Downdraft) Bereich einige Blitze herausschiessen.

Die Zelle organisiert sich gerade neu und verstärkt sich. Also fahren wir sofort weiter in Richtung Norden, wo wir bei einem kurzen Stopp auf der Schnellstrasse ebenfalls wieder auf die Unwetterfreaks treffen. Wir werden von den Jägern kurzzeitig zu den Gejagten.

Auf unserem Weg weiter nordwärts müssen wir noch tanken, also fahren wir zur Raststätte nahe Sommesous, um danach weiter wieder nach Westen zu kommen. Die Zelle hat eine sehr schöne, sechsstöckige Shelfcloud ausgebildet, die wir noch abfangen wollen, doch leider schaffen wir es zeitlich nicht mehr. So bleibt uns nach dem Tanken nur noch die Möglichkeit, in Richtung Westen zu fahren, wo wir noch das letzte Stadium einfangen können.

Später entwickeln sich noch viele weitere kleine Gewitterzellen, die sich mit dem grossen MCS zusammenschliessen und eine Linie bis runter nach Nancy bilden. Diese Zellen blitzen wie wild, und kurzzeitig ist auch Hagel dabei. So fahren wir weiter nach Chalons-en-Champagne, um diese Linie noch abzufangen. Hier gelingen uns noch ein paar Blitzbilder, ehe der Starkregen kommt.

Es sind zwei Tage mit interessanten Ereignissen und Adrenalin, doch für die berechnete Unwetterlage bleibt es dennoch eine magere Ausbeute. Im Sommer sind bedeutend bessere Ereignisse möglich, doch ich mache immer das Beste aus der Situation. Das Wetter ist und bleibt nun mal unberechenbar. Dennoch gibt es trotz wenigem Material ein cooles Video, mit dem ich diesen Blog abschliesse.

https://www.youtube.com/watch?v=d5_92HOZQgM
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