Der Föhn ist ein starker, warmer und trockener Wind, der vor allem in den Alpen, aber auch in anderen Gebirgsregionen auftritt. Er hat eine enorme Auswirkung auf das Wettergeschehen und ist besonders für seine plötzlichen Temperaturanstiege und die Verbesserung der Sichtverhältnisse bekannt. In diesem Artikel erfährst Du, wie der Föhn entsteht, welche Arten von Föhn es gibt und warum er so wichtig für das regionale Klima ist.
Wie entsteht der Föhn?
Der Föhn entsteht, wenn feuchte Luftmassen von einem Tiefdruckgebiet auf die windzugewandte Seite eines Gebirges (Luv-Seite) gedrückt werden und dort aufsteigen. Dabei kühlt sich die Luft ab, bis der Taupunkt erreicht ist und die Feuchtigkeit als Niederschlag in Form von Regen oder Schnee ausfällt. Dieser Prozess wird als orografische Hebung bezeichnet.
Nach dem Ausregnen sinkt die Luft auf der Lee-Seite des Gebirges wieder ab und erwärmt sich dabei. Da die Luft nun fast keine Feuchtigkeit mehr enthält, erwärmt sie sich schneller und wird extrem trocken. Dieser Fallwind auf der Lee-Seite ist der eigentliche Föhn. Er kann durch den adiabatischen Erwärmungsprozess Temperaturen von bis zu 10 °C innerhalb von wenigen Stunden ansteigen lassen.
Typische Merkmale des Föhns:
- Starke Erwärmung:
Durch die trockene und schnell absinkende Luft erwärmt sich die Luft auf der Leeseite (z. B. auf der Nordseite der Alpen) deutlich schneller. - Geringe Luftfeuchtigkeit:
Föhnwinde sind extrem trocken und führen oft zu einem wolkenlosen, klaren Himmel mit hoher Sichtweite. - Starke Windböen:
Föhnwinde können Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreichen und führen besonders in engen Tälern zu gefährlichen Böen.
Föhnarten
Je nach geografischer Lage und Wetterlage gibt es verschiedene Arten von Föhn:
- Alpenföhn:
Der klassische Föhn, der auf der Nordseite der Alpen auftritt. Die warme Luft wird von der Südseite über die Alpen gedrückt und verursacht auf der Nordseite plötzliche Erwärmung und trockene Winde. - Berg- und Talwind-Föhn:
Tritt besonders häufig in Gebirgstälern auf und ist das Resultat von lokalen Temperaturunterschieden zwischen Berggipfeln und Tälern. - Tessin-Föhn (Südlicher Föhn):
Dieser Föhn tritt auf, wenn die Luft von Nord nach Süd über die Alpen strömt. In der italienischen Schweiz (Tessin) und im Veltlin führt er zu starker Erwärmung.
Wetterphänomene durch Föhn
Der Föhn kann das Wetter in einer Region stark beeinflussen. Typische Phänomene sind:
- Föhnmauer:
Eine beeindruckende Wolkenformation, die sich auf der Luv-Seite des Gebirges bildet. Diese Wolkenmauer markiert den Punkt, an dem die Luft zu steigen beginnt und ihre Feuchtigkeit verliert.
- Föhnfenster:
Ein oft strahlend blauer, klarer Himmel auf der Lee-Seite, der durch den trockenen, absinkenden Wind entsteht. Diese Wetterlage verbessert die Sichtverhältnisse deutlich.
- Föhnloch:
Ein wolkenloser Bereich, der sich manchmal innerhalb einer ansonsten bewölkten Region bildet. Das Föhnloch ist ein Zeichen für den Einfluss des warmen, trockenen Winds.
Die Auswirkungen des Föhns
Der Föhn hat viele positive und negative Auswirkungen:
- Positive Effekte:
Der Föhn kann das Wetter auf der Lee-Seite stabilisieren und zu klaren, sonnigen Tagen führen. Er wird oft auch als „Schönwetterbringer“ bezeichnet. - Negative Effekte:
Die plötzlichen Temperaturanstiege und die trockene Luft führen bei manchen Menschen zu Kopfschmerzen und Unwohlsein. Dieses Phänomen ist als Föhnkrankheit bekannt. Auch die starken Böen können in Tälern oder an Berghängen gefährlich werden.
Lenticularis-Wolken – Die Föhnwolken
Lenticularis-Wolken, auch bekannt als „Linsenwolken“ oder „Föhnlinsen“, sind typische Wolkenformationen, die sich bei Föhnlagen über und hinter den Gebirgszügen bilden. Sie entstehen durch die besonderen Strömungsverhältnisse, die der Föhn mit sich bringt, und gehören zur Gattung der Altocumulus oder Stratocumulus. Diese Wolken sind ein eindeutiges Zeichen für starke Winde und turbulente Luftströmungen, die durch die Bergwellen auf der Leeseite eines Gebirges entstehen.
Entstehung von Lenticularis-Wolken
Lenticularis-Wolken bilden sich, wenn feuchte Luftmassen über ein Gebirge hinwegströmen und dabei in Wellenmuster versetzt werden. Diese Leewellen treten auf, wenn die Luft auf der windzugewandten Seite (Luv) aufsteigt, über den Bergkamm getragen wird und dann auf der Leeseite wieder absinkt. In diesen Leewellen entstehen Zonen, in denen die Luft abkühlt und sich kondensiert. Dadurch entstehen Wolken mit einer charakteristischen, linsenförmigen Struktur.
- Die Wolken entstehen nur in einem bestimmten Bereich der Wellenbewegung, oft in festen, stationären Bereichen, weshalb sie am Himmel fast unbeweglich wirken.
- Die charakteristische Form ist auf die gleichmäßige, laminare Luftströmung zurückzuführen, die sich in der stabilen Leewelle des Gebirges bildet.
Aussehen und Struktur
Lenticularis-Wolken haben eine sehr glatte, abgeflachte Form und sehen oft aus wie fliegende Untertassen oder Linsen. Sie bilden sich häufig in mehreren Schichten übereinander, was ihnen ein spektakuläres Aussehen verleiht. Besonders bei starkem Föhn kann man diese Wolkenformationen in beeindruckenden Anordnungen über den Berggipfeln sehen.
Föhnrekorde und interessante Fakten
- Der stärkste jemals gemessene Föhnsturm:
Im Alptal (Schweiz) wurden Windgeschwindigkeiten von über 250 km/h gemessen. - Der Föhn tritt nicht nur in den Alpen auf:
Ähnliche Winde gibt es auch in anderen Gebirgen, wie z. B. den Rocky Mountains in den USA (dort als Chinook bekannt) oder den Anden in Südamerika. - Die Föhn-Sichtbarkeit:
Die klare Luft auf der Lee-Seite kann Sichtweiten von über 100 km ermöglichen, was besonders für Fotografen und Bergsteiger beeindruckend ist.
Tipps für Föhnbeobachter
- Achte auf die Föhnmauer: Diese Wolkenformation ist ein gutes Indiz dafür, dass sich Föhn entwickelt.
- Nutze die klare Sicht: Wenn Föhn herrscht, ist die Fernsicht besonders gut. Ideal für Bergtouren oder Landschaftsfotografie.
- Vorsicht in Tälern: In engen Tälern können Föhnböen überraschend stark sein und zu gefährlichen Bedingungen führen.